100 Jahre Neunkircher Sportverband – Teil 1

Teil 1: Gründung, Verbot, Neuaufbau (1920 bis 1959)

Der Neunkircher Sportverband kann als größtes sportliches Funktionsorgan im Jahr 2020 auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Dieses besondere und für den Neunkircher Sport sowie für die Stadt Neunkirchen bedeutende  Jubiläum soll einmal zum Anlass genommen werden, die Geschichte des Neunkircher Sportverbandes im Rahmen einer Serie von seinen Anfängen bis in die heutige Zeit zu beleuchten. Im ersten Teil der Serie sollen die Gründung, das Verbot des Neunkircher Sportverbandes durch die Alliierten im Jahr 1945 und der Neuaufbau des Sportverbandes ab dem Jahr 1951 im Vordergrund stehen.

Sport und Gesellschaft – Dieses Begriffspaar ist von jeher für den Neunkircher Sportverband nicht trennbar. Durch Förderung und Unterstützung der Vereinskultur im Bereich des Sports aber auch  bedeutender sportlicher Leistungen kann der Neunkircher Traditionsverband stets dazu beitragen, dass der Sport in der Stadt Neunkirchen eine besondere Bedeutung erhält und diese auch nicht verliert. Aber neben der sportlichen Förderung liegt dem Neunkircher Sportverband auch  der Bereich der gesellschaftlichen Integration  sehr am Herzen. Da es dem Neunkircher Sportverband ein großes Anliegen ist, auf integrative Maßnahmen und Projekte im Bereich des Sports aufmerksam zu machen, wird von ihm nun schon seit einigen Jahren in Kooperation mit der Stadt Neunkirchen der Sport-Förderpreis vergeben. Die Idee der  Förderung des Sports und der Integration in die Gesellschaft verfolgt der Neunkircher Sportverband nun schon ein Jahrhundert lang. Das der Verband im Jahr 2020 sein hundertjähriges Bestehen feiert, soll aus diesem besonderen Anlass im Rahmen einer Serie die Geschichte des Neunkircher Sportverbandes von den Anfängen bis in die heutige Zeit einmal genauer beleuchtet werden. Im ersten Teil der Serie sollen die Gründung des Neunkircher Sportverbandes, sein Verbot durch die Alliierten im Jahr 1945 und der Neuaufbau des Neunkircher Sportverbands im Vordergrund stehen. Gegründet wurde der Neunkircher Sportverband im April 1920 als Zweckverband für Leibesübungen. Dieser Zusammenschluss aus Neunkircher Sportvereinen verfolgte die klare Absicht, der zu dieser Zeit ablehnenden Haltung von Rat und Verwaltung von  Neunkirchen entgegenzuwirken. Hintergrund, der zur Gründung des Zweckverbandes für Leibesübungen geführt hat, war die hohe steuerliche Belastung von Sportveranstaltungen. Diese Gegebenheit führte letztlich dazu, dass der VfB Borussia Neunkirchen seine Heimspiele in Saarbrücken austrug, wo keine Sportsteuer entrichtet werden musste. Ideengeber für die Verbandsgründung war der Neunkircher Max Richter. Max Richter, gelernter Büromaschinentechniker, stammte gebürtig aus Plauen im Vogtland. Eines Tages berichtete Richter von einem Zusammenschluss aller Sport- und Turnvereine in seiner Heimatstadt Plauen. Dieses Sportbündnis sei zu dem Zweck ins Leben gerufen worden, die auch im Vogtland geltende Sportsteuer niederzuschlagen. Diese Idee wurde vom Neunkircher Albrecht Menzel aufgegriffen. Alle Neunkircher Sportvereine wurden Anfang des Jahres 1920 zu zwei Gründungsversammlungen eingeladen. Bei der zweiten Gründungsversammlung im Hotel Euler konstituierte sich der Stadtverband für Leibesübungen, der Max Richter zum ersten Vorsitzenden wählte. Wenig später folgte ihm in diesem Amt Dr. Albert Recktenwald. Die Arbeit des Verbandes machte sich recht schnell bemerkt, denn durch sein Engagement standen die Neunkircher Sportvereine auf einem gefestigteren Fundament und sowohl Rat als auch Verwaltung begannen sich, mehr und mehr für das sportliche Geschehen in Neunkirchen zu interessieren. Das aufgekommene sportliche Interesse  der Neunkircher Politik führte dazu, dass im Jahr 1926 das Stadtamt für Leibesübungen eingerichtet wurde. Die Leitung dieser damals selbstständigen Dienststelle wurde im Jahr 1929 Albert Bauer übertragen, der ebenfalls in diesem Jahr in den Vorstand des Stadtverbands für Leibesübungen gewählt wurde, dem zu dieser Zeit  Schulleister Otto Büttner vorstand.

Im Jahr 1936 wurde vom NS-Regime die Auflösung des Stadtverbands für Leibesübungen und die Bildung einer Ortsgruppe Neunkirchen im Reichsbund für Leibesübungen angeordnet, zu deren Vorsitzenden Fritz Keller bestellt wurde. Nach einer Vereinsleitertagung im Frühjahr 1936 folgte auf Fritz Keller Walter Schmelzer als 1. Vorsitzender. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Organisation, wie viele andere Vereine und Verbände, von den Alliierten verboten. Die Neugründung des Stadtverbands für Leibesübungen erfolgte im April 1951. Die Initiative für den Neuaufbau ging vom TuS 1860 Neunkirchen aus. Die ersten Vorstandswahlen des wieder aufgebauten Verbands wurden im Neunkircher Gasthaus Reisdorf durchgeführt. Hierbei ging das Amt des 1. Vorsitzenden erneut an Walter Schmelzer. In das Amt des 2.Vorsitzenden wurde Albrecht Menzel gewählt.

Geschäftsführer des Stadtverbands für Leibesübungen wurde Albert Bauer. Die technische Leitung ging an Horst Breitbeck. Die Position des Presse- und Werbewarts ging an Franz Bussmann und die des Sportstättenberaters an Max Otterbein. Die öffentliche  Wahrnehmung des neu gegründeten  Neunkircher Sportverbands für Leibesübungen ließ aber  noch drei Jahre auf sich warten. Denn im Rahmen eines Sportwerbeabends im evangelischen Gemeindehaus trat der Stadtverband für Leibesübungen erstmals wieder an die Öffentlichkeit. Ab dem  Jahr 1955 begann der Stadtverband eine feste und vor allem jährlich wiederkehrende Veranstaltungsreihe, die in jedem Jahr mit dem Straßenstaffellauf

„Rund um den Stadtpark“ ihren Anfang nahm. Ebenfalls im Jahr 1955 wurden erstmals Stadtmeisterschaften in Neunkirchen ausgerichtet. Mit der Ausrichtung von Stadtmeisterschaften in den einzelnen Sportarten verband der Stadtverband für Leibesübungen die Idee, auf lokaler Ebene Vergleichsmöglichkeiten hinsichtlich des Leistungs- und Trainingsstandes für die einzelnen Vereine zu schaffen. Ebenso bestand die Absicht des Verbands, für weniger stark vertretene Sportarten eine zusätzliche Wettkampfmöglichkeit zu schaffen und darüber hinaus für den Sport zu werben. Bei den ersten innerstädtischen Titelkämpfen standen die Sportarten Fußball, Handball, Motorsport, Kegelns, Schwimmen, Tischtennis und Geräteturnen im Mittelpunkt. Im Rahmen dieser ersten Stadtmeisterschaften wurden insgesamt 19 Stadtmeister ermittelt. Die Ehrung der Stadtmeister erfolgte am 01.Oktober 1955 in der Halle des TuS 1860 Neunkirche im Rahmen einer Jahresabschlussfeier. Da eine solche Sportlerehrung bis heute vom Neunkircher Sportverband durchgeführt wird, ist die Ehrung vom Oktober 1955 im weitesten Sinne als Geburtsstunde des Festes der Meister anzusehen. Im Jahr1957 kam es zu einem Wechsel an der Spitze des Stadtverbands für Leibesübungen. Nach dem Tod des bisherigen 1.Vorsitzenden Walter Schmelzer wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Geschäftsführer Albert Bauer zum 1.Vorsizenden des Verbands gewählt. Als neuer Geschäftsführer wurde Gerd Bund bestimmt. Als erstes bedeutendes Projekt von Albert Bauer ist hier klar die Sportpartnerschaft der Stadt Neunkirchen mit dem niederländische Vlissingen zu nennen, die im Jahr 1959 aus der Taufe gehoben wurde. Der Neunkircher Sportverband für Leibesübungen arbeitete noch mehr als zehn Jahre in dieser Form weiter, wobei er sich stets weiter bis hin zum Neunkircher Sportverband entwickelte. Über die Entwicklung zum Neunkircher Sportverband wird aber erst in Teil 2 der Serie zu lesen sein.

Fortsetzung folgt.

Quelle: Florian Schneider / Stadtmagazin , es Heftche`®

 

So sah der NSV-Vorstand 1935 aus (Quelle: Stadtarchiv)

Mit dieser Urkunde wurde der Stadtverband für Leibesübungen offiziell zugelassen (Quelle: Stadtarchiv)

Eine Verbandsversammlung in den 1950er-Jahren (Quelle: Stadtarchiv)

Meister wurden vom NSV schon immer ausgezeichnet (Quelle: Stadtarchiv)

Ein Vorstandsbild des NSV aus den 1950er-Jahren (Quelle: Stadtarchiv)

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